"Es macht dem Menschen keine Freude, sein hartes Leben nur mit Arbeit zu vergeuden, nein er sollte sich bemühen seine nähere Umgebung kennenzulernen in der sich die Erinnerung an unsere Ahnen verbürgt und wo jeder von Gott Freude, Trost, Kraft und auch Lust durch die Natur gespendet bekommt."
(Vaclav Fric, 1910)*
Die Ortschaft "Kopec" (früher Hemmehübel) befindet sich im Schluckenauer Zipfel (Böhmischen Niederland) im Norden der Tschechischen Republik. Gelegen am Nordwestlichen Rande des Nationalparkes Böhmische Schweiz, des Elbsandsteingebirges, bildet sie somit das Eingangstor dieser schützenswerten Landschaft. Sie befindet sich in einem Tal, durchflossen vom Zeidler Bach. Dieser entspringt unterm alten Hain, des Lichtenberges bei "Brtniky" (früher Zeidler). Von Zeidler, das sich 1 km entfernt befindet, führt nach Hemmehübel und Böhmisch-Sächsische Schweiz der "blau" makierte Wanderweg.
Lebensgrundlage für die ursprüngliche Besiedung waren vier Mahl und Schneidemühlen am Zeidler Bach. Diese waren bereits in Kartenmaterial aus dem 16. Jahrhundert eingetragen. Laut schriftlicher Unterlagen, wurde die Ortschaft im Jahre 1660 gegründet. Sie war anfangs völlig eigenständig und verfügte über einen eigenen Richter, auch wenn sie zur Pfarrei und Schule von Zeidler gehörte. Der komplette Anschluss an Zeidler erfolgte im Jahre 1850. In ca. 70 Häusern wohnten etwa 370 Einwohner, die vorwiegend in Zeidler arbeiteten. Seit 1945 nennt sich die Ortschaft Kopec (vorher Hemmehübel).
Früher befanden sich in Hemmehübel vier Teiche. Bei jedem dieser Teiche, befand sich jeweils eine Wassermühle bzw. ein Sägewerk. Zwei dieser Mühlen sind verbunden mit dem Namen "Zimmer", der Eigentümerfamilie ab dem 1692. Im Mühlenverzeichnis des genannten Jahres, wird die Mittelmühle beschreiben, die über eine Mahleinrichtung und ein Sägewerk verfügte. Als Erbpächter wurde Johannes Zimmer genannt. Die Mühle wurde über 6,32 m fallendes Wasser angetrieben und Verfügte über 2 Mühlräder. Dazu gehörten auch Wohnung, Stall und die Berechtigung zum Fischgang.
Der Besitzer der Niedermühle (Zimmermühle), Hans Zimmer, konstruierte und fertigte, in den Jahren zwischen den Weltkriegen, Segelflugzeuge. Er nahm auch erfolgreich an Flugwettbewerben teil.
Unweit der ehemaligen Zimmermühlen steht bis heute rechts des Weges der Gedenkstein zu Ehren des 1707 bei einem tragischen Unglücksfall ums Leben gekommenen Müllers, Johannes Zimmer. Die Inschrift an der Stirnseite besagt: "1707, den 6. Juli, in der 11. Stund, hat ich mein End da hier - Johannes Zimmer". In Mitten der Inschrift befindet sich die kniehende Gestalt des Johannes Zimmer, betend über einem aufgeschlagenen Buch. Oberhalb dieser Inschrift befindet sich die Statue des Sankt. Antonius (Antonius von Padua). In der Art ihrer Ausführung zählt sie noch zu den Arbeiten des späten Mittelalters. Nach mündlicher Überlieferung kam, Johannes Zimmer, bei einem Steinbruchsunfall um. Im Jahre 1993 wurde, die 1945 an Kopf und Hand beschädigte Statue, durch den Restaurator, Jan Pokorny aus Tetschen, repariert. 1998 wurde die reparierte Statue von Dieben aus Schluckenau gestohlen und soll nach Deutschland verkauft worden sein. Die heutige Version des Volkskünstlers, Pavel Svoboda, ähnelt zwar dem Original, bricht jedoch mit der Tradition.
Von den 3 Teichen ist bis heute nur 1 Teich erhalten, er wurde im Jahre 2000 erneuert.
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Seit dem 18. Jahrhundert, wurden in Hemmehübel Glocken gegossen. Unter den aus Hemmehübel stammenden Glockengiessern, war Beispielsweise, der später berühmte, Zacharias Dittrich. Vom Ihm stammen u.a. die Glocken in Sankt Georgenthal und Alt Ehrenberg. Später war er in Prag tätig. In der Schluckenauerchronik steht geschrieben: "Am 11. September 1777 wurde in Hemmehübel, Herrschaft Hainspach, für den Glockenturm unserer Kirche seine grosse Glocke gegossen. Dieser Tag war so verregnet, dass sich nur 9 Schluckenauer Einwohner zu dieser wichtigen Begebenheit einfanden." Diese Glocke wurde von Josef Pietschmann in Hemmehübel erzeugt.
Das traditionelle Glockengisserhandwerk wurde auch im 19. Jahrhundert weitergeführt. Im sächsischen Neusalza wurde die ehemalige Glocke von Josef Kittel aus Hemmehübel gegossen. Die Glocken in Pablowitz und Dürchel bei Dauba wurden im Jahr 1810 ebenfalls von Josef Kittel gefertigt.
Am 14.2.1901 wurde in Hemmehübel, der spätere Bayrische Minister, Hans Schütz, geboren.
Bis Ende des II. Weltkrieges, wohnten in Hemmehübel fast ausschliesslich Deutschstämmige. Nach dem Sturz des Nazismus, folgte Aussiedlung und Vertreibung der nahezu kompletten deutschstämmigen Bevölkerung. Trotz riesiger Propaganda gelang es nur teilweise die freigewordenen Häuser neu zu besiedeln. Auch nach teilweiser Rückkehr von im Jahre1938 vertriebener Tschechen blieben grosse Teile des ehemaligen Sudetengebietes nahezu menschenleer. Dies führte auch zur völligen Aufgabe kompletter Ortschaften. In Hemmehübel verhielt es sich ähnlich. Schon kurz nach Kriegsende wurden verlassene Häuser zu Wochenendhäusern umfunktioniert oder auch später zu Ferienheimen für die Bevolkerung aus dem Inland umgestaltet. Jedoch wurden mehr als die Hälfte aller Gebäude abgerissen. Die kleine Kapelle aus dem Jahre 1809 und das Gasthaus "Focke" blieben erhalten, das Gasthaus hat heute den Namen "Hospoda U Oty".