In des Waldes Einsamkeit, ließ im Jahre 1771 Graf Wenzel von Salm-Reifferscheid ein klassisch angelegtes Jagdschloss aufbauen, dessen Baumeister warscheinlich Anton Schmiedt aus Prag war. An gleicher Stelle wurde angeblich ein Wildehege zur Aufzucht von Hirschen, Rehen, Dammwild und Schwarzwild angelegt. Des weiteren wurde in der Nähe des Schlosses eine sternförmige Kastanienalee zu Ehren von Salms Gemalin Walburga (geborene Gräfin von Sternberg) angelegt. Nach Ihr erhielt das Schloss auch seinen Namen. Das Hauptgebäude des Schlosses, befand sich inmitten dieser, in Form eines achteckigen Sterns angelegten Alee. Unweit der Försterei waren auf allen vier Seiten, kleine Pavillons angelegt. Von allen Ecken des Sternes führten getrennte Wege strahlen förmig zum Schloss. Wechselseitig führten Sie zu den Pavilions und den Toren des Areals. Dorthin führte auch die Hauptverbindung von Brtniky (Zeidler) und das geradewegs über eine Kastanienallee.
Ein Tal des Schlossgebäudes mit Walmdach, wurde wie eine Art Aussichtpavillon konzipiert. Daran schloss sich ein dreiteiliger übergang in zwei Trakten, der streng symetrisch aufgebaut war an. Im östlich gelegenen Teil, war das Apartment der Gräfin untergebracht. Das Apartment des Grafen, befand sich im westlichen Teil. Auf dem Dachboden befanden sich für Gäste zwei Sommerwohnungen. Im Jahre 1781 wurde auf der Achse der hinteren Stirnseite noch ein zylindrischer Anbau begonnen, in der sich die Kapelle "Zum heiligen Kreuz" befand. Der Bau wurde am 5. Juni des Jahres 1783 fertiggestellt.
In unmittelbaren Nachbarschaft des Schlosses befanden sich, vier weitere eingeschossige steinerne Gebäude: das Gästehaus, die herrschaftliche Küche, das Lakaienhaus und das Haus am Walde. Innerhalb des achtzipfligen Areals stand ebenfalls ein Depot für die Pferdewagen, welches gleichzeitig auch zur Unterbringung verschiedener zum Betrieb gehörender Geräte diente. Das Gebäude war Bretterverschlagen, daran grenzte ein massiver Stall. Desweiteren befand sich dort ein holzgezimmerter Obrigkeitsstall, sowie ein Schießstand für die Jäger im Fachwerksstiel und eine überdachte Holzbaracke, die als Kegelbahn diente.
Zwischen den Gebäuden befand sich ein Schuppen mit Futter. In der Nähe des Küchen Vorrotskeller befand sich noch ein zweiter Schuppen.
In der östlichen Seite war ein Teich, in der sich ein künstlich angelegter Springbrunnen spiegelte.
Am südlichen Ronde des Areals, war ein kreisfömiger Basen aufgebaut. Unmittelbar daneben, befand sich die holzgezimmerte Försterei. An der Haupteinfahrt des Areals, befand sich eine Wachstube, welche von einem 2,10 m hohen Zaun, mit gemauerten Pfeilern abgegrenzt wurde. Die Herrschaft, hielt sich in Sternberg haupsächlich, wärend der herbstlichen Jagdsaison auf. Beliebt waren Schießwettkämpfe auf Zielscheiben, welche meist Sonntags veranstaltet wurden. In der ehemaligen Schlosskapelle, wurden über den gesamten Zeitraum Ihrer Nutzung als Kapelle, vom jeweiligen Priester, Messen abgehalten. In diesem beliebten Ort trugen Gräfliche Eheleute auch Ihre traditionellen Bälle aus. Des weiteren wurde die Kapelle auch für alle möglichen anderen Feierlichkeiten genutzt.
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Skizze aus dem Jahre 1843
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Das Schloss (Im Vordergrund befindet sich die Statue heiligen Jan Nepomuck)
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Im Jahre 1785 wurde im Schlosspark die Statue des heiligen Jan Nepomuck errichtet. Sie ist heute bei der Kirche "Zum heiligen Kreuz" in Decin (Tetschen) untergebracht. Die Statue wurde dem Gräflichen Waldauseher Rufus Dittrich gewidmet. Auf dem oberen Zugangsweg zum Schloss, ließ Graf Salm-Reifferschied auf dem Sockel eines Steinkeuzes die lateinische Inschrift eingravieren:
QUAERES, CUIUS LABORE ERECTA SIM - RESPONDEO TIBI: PIETATE RUFI.
(Sinn gemäß ins Deutsche übersetzt bedeutet das: "Wenn Du fragst, aus welchen Grunde ich errichtet wurde - so antworte ich Dir: "Zu Ehren von Rufus".)
Auf der Rückseite befindet sich die deutsche Inschrift:
SO LITT ICH, MENSCH, AUS LIEB´ ZU DIR, UND LIEBST DU MICH, SO FOLGE MIR!
1887 - Turnen an Sternberg
In der "Nordböhmischen Touristenzeitung" aus dem Jahre 1889 stand geschrieben:
"Sternberg ist das alte Jagdschloss der Grafschaft Salm. Hier wohnt ein Förster, welcher ein einfaches Restaurant mit einer Kegelbahn eröffnet. Im Hofe, im Schatten alter Bäume, gebieten hölzerne Tische und Bänke sich zu setzen."
Nach dem Tode des Grafen Franz Wenzel von Salm-Reifferscheid begann das Areal zu verfallen, denn seine Nachfahren zeigten kein wirkliches Interesse für das Schloss. Bis zum Jahre 1910 wohnte dorf Graf Oswald von Thun-Hohenstein und Salm-Reifferscheid, welcher die günstige örtliche Lage zum Ausbau als touristisches Zentrum nutzte. Er ließ die Fasade rekonstruieren und das Dach mit Schiefern decken.
Wie die Zeit vergeht...
Nach der Gründung der Tschechoslowakischen Republik im Jahre 1918, wurde das Herrschaftsgebiet Lipova (Hainspach) aufgelöst und es kam zu einer ersten Bodenreform. Bei dieser Reform kamen die bisherigen Eigentümer um einen beträchtlichen Teil Ihres Eigentums, durch zwangweisen Abverkauf und auch Nötigung zur Abgabe von Grund und Boden. Dieser wurde danach meist parzellen haft.
Der Forst fiel unter staatliche Verwaltung. Der zu Sternberg gehörende Wald, wurde vom staatlichen Forstbetrieb in Rumburg verwaltet und geleitet.
Nach Ende des 2. Weltkrieges, wurde das Schloss als Ferienheim für die Angestellten des staatlichen Forstbetriebes umfunktioniert. Später gehörte Sternberg dem "Nordböhmischen Fernmeldeamt" in Ústí (Aussig). Unter dem neuen Eigentümer wurde vorort ein Kinderferienlager mit Holzhütten aufgebaut.
Ende der Neunzehnhundertachziger Jahre fand eine Komplettrekonstruktion des Schlosses, mit Kosten von 6 Millionen Tschechoslowakischer Kronen statt. Im Jahre 1991 wurde das Schloss bautechnisch überprüft dabei stellte sich jedoch heraus, daß die vorangegangene Rekonstruktion nicht fachgerecht ausgeführt wurde.
Es wurde versäumt, bereits morsches Gebälk, zu wechseln. Außerdem hatte sich der Schwamm bereits im gesamten Gebäude verbreitet. Desweiteren fehlten in der Etage der Waschküche entsprechende Isolationen gegen Feuchtigkeit, auch waren Abwasserohre undicht und der Küchentrakt mangelhaft entlüftet.
Der Schwamm hatte sich im Jahre 1992 im Objekt soweit ausgebreitet, daß es geschlossen werden mußte. Von Bausachverständigen, wurde ein dessulater Zustand der Dachkontruktion, der marode Zustand von Deckenbalken, sowie der Befall mit Schwamm im gesamten Gebäude attestiert. Zu beginn ds Jahres 1993, gab es erneute Bemühungen, dieses Kulturdenkmal zu retten und zu erhalten. Dabei stelte sich jedoch heraus, daß sich der Schwamm, im weitaus größeren Umfang im Gebäude ausgebreitet hatte, als erwartet. Das Gebäude war nicht gegen Grundwasser abgedichtet, was dazu führte, daß die Grundmauern regelrecht zerfielen. Außerlich war das Gebäude verwittert, auch fehlten feste Decken verankerungen. Die Stabilität des Gebäudes war so gefärdet, daß es bis zur Decke des Erdgeschosses abgetragen werden musste. Es blieb somit nur noch das Erdgeschoss erhalten.
Der Eigentümer die Tschechische Post, kam nach ausgiebiger Beratung zum Beschluss, weitere Investitionen aus Rentabilitätsgründen, zu unterlassen. Eine weitere Reparatur rentierte sich nicht mehr.
So erreichte im Jahre 1994, die Regionalverwaltung der Post in Usti (Aussig), eine Aberkennung der Deklaration des Gebäudes, als Kulturdenkmal.
Das führte dazu, daß darauf das Schloss, mit ministerieller Genehmigung abgerissen wurde.
Unweit der Stelle, an der sich früher das Schloss befand, ist bis heute eine Sandsteinsäue mit einem Kreuz erhalten. Während der Husitenkriege wurden dort Taufen abgehalten, da die Dorfbewohner im hiesiger Walde Zuflucht suchten. Ganz in der Nähe befindet sich ein ebenfalls in steingehauener Altar.
Steinkreuz bei Sternberg, welches durch den tschechischen Forst instandgesetzt wurde. Quellbrunnen.
Nordöstlich von Sterberg, unter einem Felsüberhang befindet sich das "Grosse Preussenlager". Das geschah im besonderen, als während des Siebenjährigen Krieges preussiche Truppen das Gebiet durchliefen und den Ort plünderten, aber auch später beim Österreichisch-Preussischen Krieg im Jahre 1866. Der Felsüberhang bot seinerzeit bis zu 200 Personen Unterschlupf. Bei dem Stufen zum Lager zeugt ein kleines Kreuz davon, dass ein Kind, welches hier geboren wurde, bereits kurz nach seiner Geburt verstarb.
Sternberger Idylle (frei nach einen Augenzeuge):
"Es war einmal, als das Jahr noch jung war, inmitten aufrecht stehender mehr als hundert Jahre alter Bäume, inmitten tausender strahlender Blüten, deren Duft sich beteubend mischte, mit dem angenehmen Blütenduft auf breiter Flur.
Das war die Blütezeit dieses alten Schlosses gelegen in der Einsamkeit des Waldes. Einst ruhtest Du unter blühenden Bäumen, beteubt von tausenderlei Blütendüften und betört vom Rauschen der mächtigen Tannen im Walde, als der letzte Flötenton einer Sense verklang und Dich der silbrich klingende Ton der Glocke der Schlosskapelle aus der Träumen befreit, ergötzt und erfüllt mit Mutter Natur, deren leise Sprache, Dich beglückend, bis zum Herzen durchdringt."
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Die Skizze wurde übernommen, aus einem Artikel von Kamil Podrouzek "Sternberg bei Brtniky, Umgestaltung der Landschaft" aus dem Jahre 2002.
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