
Interaktive Karte
"Nach Jahren, wenn ich´s bis dahin erwarten kann,
werde ich wieder hinschauen und das noch aufmerksammer,
nach mir werden andere kommen und weiter machen.
Dort, wo Sie vorher nur wenig sahen, aufeinmal nach
einer Weile sehen Sie mehr.
Es wird Ihnen
eine Sache schöner vorkommen, als die Andere.
Und das wird am ehesten geschehen, in dem Gebiet,
in dem Sie Jahrelang leben, in dem Sie geboren sind,
mit der Sie fest verankert
sind und welches für Sie
immer das liebste auf der Welt sein wird."
Karel Vik (Kunstmaler) 1940
Die nördlichste Region der Tschechischen Republik bezeichnet man als Schluckenaer Zipfel oder auch als Böhmisches Niederland. Diese Region befindet sich zwischen Elbsandsteingebirge und dem Lausitzer Bergland. Sie grenzt aus 3 Richtungen direkt an die BRD. Verwaltungsmäßig gehört Sie zum Aussiger Bezirk.
Die Gegend um das heutige Sluknov (Schluckenau) wurde geprägt, sowohl durch Tschechische als auch Deutsche Einflüsse. Die im 13. Jahrhundert beginnende deutsche Besiedlung, führte dazu das slavische Siedler zeitweilig ins Landesinnere verdrängt wurden. Jedoch entstand durch den Einfluss beider Völker ein neuartiger Typ Landhäuser, welcher die slavische Zimmerung und die deutsche Fachwerkskonstruktion in sich vereint. Es handelt sich um das für diese Gegegend allertypischste Haus, das Umgebindehaus.
Man bezeichnet damit Landhäuser in denen das Erdgeschoss aus Holz gezimmert ist und das darüber befindliche Stockwerk oder Dach eine eigenständige Konstruktion ist. Der Umgebindeunterbau ist eine genau ausgeklügelte Baukonstruktion zur Unterstützung des gesamten Gebäudes, welche die Last des Daches und aller Geschosse, bis zum Fundament überträgt. Der Unterbau wird gebildet aus einer Holzkonstruktion mit Pfeilern, welche von den oberen Geschossen und Dach abgetrennt ist.
Sie besteht aus senkrechten Ständern, mit schrägliegenden Kopfbändern. Der vorwiegend in der Oberlausitz vorkommende Typ der Umgebindehäuser, ist in den meisten Fällen kombiniert mit einer Fachwerkskonstruktion.
Der norböhmische Typ verfügt häutig über gezimmerte Stockwerke mit Holzschwellen, deren Grundkonstruktion meist dreiteilig ist. Vorzimmer und Viehstall sind meist gemauert und die Wohnstube gezimmert. Üblich sind auch Konstruktionen, die auf beiden Seiten über hölzerne Vorzimmer verfügen.
Der Holzgezimmerte Teil war beheizbar und wurde warm gehalten, während der darüberliegende Fachwerksteil des Gebäudes aus Kostengründen meist nicht beheizt wurde und hauptsächlich für hauswirtschaftliche Dinge und auch zum schlafen genutz wurde.
Die Entwicklung der Umgebindehäuser überdauerte mindestens vierhundert Jahre. Der überwiegende Teil, der bis in die Gegenwart erhaltenen Gebäude, sind im späten 18.Jahrhundert entstanden.

Reiterhaus v Neusalza-Spremberg
Das älteste erhaltene Umgebindehaus im Säschsisch-Böhmischen Grenzgebiet befindet sich in Neusalza-Spremberg. Es wurde erbaut um 1530. In dem Gebäude ist heute ein Museum untergebracht.
Die Gegend um Schluckenau befindet sich in einem Gebiet, welches man auch als "Sudeten" bezeichnet. Es handelt sich um das Grenzgebiet der Tschechischen Republik, daß früher überwiegend von Deutschen bewohnt wurde. Bereits der antike Kartograph und Astronom Claudius Ptolomeus gebrauchte den Begriff "Sudeten" mit dem er, alle Gebirge nördlich des Böhmerwaldes bezeichnete. Ursprünglich stammt das Wort warscheinlich aus dem Keltischen, wogegen es auch vereinzelte Interpretationen gibt, wonach sich diese Bezeichnung vom altdeutschen Wort "Sudtha" für Wald ableitet.
Weitere Informationen:
Umgebindehäuser
nur tschechisch
Gestern des Böhmisches Niederland
nur tschechisch
Geschichte des Böhmisches Niederland
nur tschechisch
Der Historiker Josef Vitezslav Simak (1870-1941) erfasste im Jahre 1906 sehr treffend den Charakter des hiesigen Gebietes:
"Es ist eine Landschaft von der Gattung der bergigen und ist gelegen im Nordwesten. Bekannt als Zipfel von Schluckenau, von den Deutschen "Niederland" genannt. Der ganze Zipfel ist wie ein friedlich ansteigendes Kästchen, welches im Süden fest von den Gebirgen derLausitz umschlossen wird. Während der nördliche Rand, sich frei dem kühlen Wind der Mitternacht öffnet. Und somit ist das Klima rau, der Boden kalt und wenig fruchtbar. Während anderorts die Ernte des Lebens eingebracht wird und Felder üppig strotzen, hat der Bauer im Niederland sein Getreide noch grün. Wenn in ganz Böhmen nur noch Stoppelfelder sind, greift man hier erst zur Sense. Die Sauerkirschen reifen erst im September, jedoch auch zu diesem Zeitpunkt sind Sie nicht allzu groß und wenig schmackhaft. Das kühle Klima überträgt sich bis auf die Höhen der Schweiz. Meist gedeiht hier nur Rasen, welcher so üppig verwurzelt ist, wie im Gebirge. Es gibt hier darum wirtschaftliche Förderung vorrangig für Viehzucht und die damit zusammenhängende heimische industrielle Wirtschaft. Das Getreide lässt sich auch anliefern.
Die am höchsten industrialisierten und bevölkerungsreichsten Kreise, des Königreichs Böhmen decken ab, was man hier im nördlichsten Zipfel an Wasserkraft und Maschienenantrieb benötigt. Die Stille der poetischen Einsamkeit, wurde verdrängt, durch unromantische Geräuche und pfeifenden Dampf. Nur die rauschenden Wälder, welche bisher noch übrig geblieben sind und die Anmut der Gebirgslandschaft, im Besonderen die Höhen um den Tannenberg, zieren sich noch mit dem reizvollen Blütenstaub der ungebundenen Natur."

Rauh Niederland